Vor einiger Zeit habe ich in der Sendung «Einstein», des Schweizer Fernsehens, eine faszinierende Untersuchung von Psychologen gesehen.
Sie haben ausgewertet wie Quiz-Kandidaten andere Menschen nur aufgrund eines kurzen Blickes einschätzen. Die Kandidaten hatten die Möglichkeit sich einen Joker aus dem Publikum zu holen. Sie mussten also in sehr kurzer Zeit abschätzen, ob die gewählte Person ihnen wirklich helfen kann.
Und verblüffenderweise, haben sie das meistens geschafft. Das Publikum blieb für die Untersuchung während sechs Folgen das Gleiche. Mit allen wurde ein Wissenstest gemacht. Und von allen Kandidaten wurden nur fünf regelmässig ausgewählt. Und diese fünf waren auch die Besten beim Wissenstest.
Wer sich die ganze Sendung (auf schweizerdeutsch) ansehen möchte, kann das hier tun: https://www.srf.ch/play/tv/einstein/video/der-erste-eindruck-zaehlt?id=f956c2fa-87de-4237-af86-e2f2f9194f2d&station=69e8ac16-4327-4af4-b873-fd5cd6e895a7
Ich finde es unglaublich, wie oft wir offenbar einen Menschen wirklich auf den ersten Blick einschätzen können. Interessanterweise konnten die Kandidaten nicht erklären, weshalb sie gerade diesen Menschen als Joker ausgewählt hatten. Es war also keine bewusste Entscheidung.
Schubladendenken = Vorurteil?
Schubladendenken hat, nicht immer zu Recht, einen schlechten Ruf. Oft wird es gleichgesetzt mit engstirnig, stur, rückständig.
Dabei muss das gar nicht so sein. Man kann auch wertfrei Menschen, Tiere oder Situationen in Schubladen packen. Und das müssen wir sogar, wenn wir unseren Alltag sinnvoll bewältigen wollen. Und noch mehr, wenn wir verkaufen wollen.
Warum ist das für uns so wichtig?
Jeden Tag treffen wir viele Menschen und Tiere, unzählige neue Eindrücke strömen auf uns ein. Stell dir vor, du musst jeden Menschen den du triffst, komplett neu beurteilen. Das würde unglaublich viel Zeit kosten. Natürlich haben wir das Gefühl, wir beurteilen jeden neu, aber das machen wir anhand unserer Erfahrungen.
Für uns ist es meist nicht mehr lebenswichtig, dass wir einen Menschen in Sekundenbruchteilen einschätzen können, aber früher konnte das überlebenswichtig sein.
Dass diese Einschätzungen auch einmal falsch sein können, sollte uns immer bewusst sein. Ich denke jeder von uns hat schon einmal einen Menschen oder ein Tier falsch eingeschätzt. Wenn wir uns dieses Schubladendenken bewusst machen, fällt es uns viel leichter, Fehleinschätzungen zu erkennen und zu korrigieren. Ganz wichtig finde ich, dass wir beurteilenund nicht verurteilen.
Wir beurteilen aber nicht nur Menschen und Tiere die wir persönlich treffen anhand unserer Erfahrungen, sondern auch Fotos, Texte und Websites.
Und deshalb ist der erste Eindruck so unglaublich wichtig, wenn du mit deiner Website deine Wunschkunden ansprechen willst.
Der erste Eindruck zählt, auch bei deiner Website
Wenn du eine Website hast, willst du üblicherweise deine Dienstleistungen oder deine Produkte verkaufen. Und deshalb muss deine Website deinen Wunschkunden, in Bruchteilen von Sekunden emotional abholen. Dein Wunschkunde wird nicht sagen können weshalb er gerade bei dir weiterliest oder gar klickt. Aber du erzeugst ein Gefühl, dass ihn veranlasst dir eine Chance zu geben.
Damit das für dich greifbarer wird, habe ich ein Video erstellt. In dem Video stelle ich dir eine Website, genauer gesagt das was du beim ersten Blick auf diese Website siehst, näher vor. Im nächsten Schritt sehen wir uns an, wie du dieses positive Gefühl bei deinem Wunschkunden erzeugen kannst.
Look&Feel
Hast du diesen Begriff schon gehört? Ich finde er drückt perfekt aus, was du mit deiner Website anstreben solltest. Sie ist perfekt, wenn sich dein Wunschkunde sofort wohl fühlt mit dem Design und von den Fotos berührt wird.
Wenn du mit deiner Website Interessenten für deine Dienstleistungen und deine Produkte gewinnen willst, dann musst du sie über ihre Emotionen ansprechen. Denn auch wenn wir den Eindruck haben, dass wir unsere Kaufentscheidungen rational treffen, ist es letztlich das Bauchgefühl das entscheidet.
Wie erreichst du deinen Wunschkunden emotional?
Damit du das schaffst, musst du erst einige Vorarbeit leisten. Denn du sprichst Gefühle an, das ist nichts was sich einfach so klar benennen lässt.
- Bist du dir im Klaren über deine Werte und dein Warum? Wenn nicht solltest du unbedingt dort beginnen. Denn deine Werte beeinflussen sehr stark wer dein Wunschkunde ist und welche Emotionen du mit deiner Website ansprichst.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, du bist Physiotherapeutin für Pferde. Natürlich möchtest du allen Pferden helfen. Aber du bist überzeugt, dass Pferde nicht in Boxenhaltung gehören, sondern sich möglichst frei bewegen sollten. Auch oder gerade aus gesundheitlichen Gründen. Das sind wichtige Werte für dich. Du möchtest deshalb in erster Linie Pferde behandeln, die von engagierten Freizeitreiterinnen im Offenstall oder Aktivstall gehalten werden. Reiterinnen, die sich Gedanken um die Ausbildung und Haltung ihres Pferdes machen. Damit wählst du eine ganz andere Bildsprache und Design, als wenn du dich auf Sportreiter konzentrieren würdest. - Du brauchst dazu einen tiefen Einblick in deinen Wunschkunden.
Bleiben wir beim Beispiel von oben. Deine Wunschkundin ist also eine Freizeitreiterin, die sich stark für ihr Pferd engagiert. Die sich weiterbildet und Geld in Kurse und die Gesundheit ihres Pferdes investiert.
Jetzt überlege dir genau vor welchen Herausforderungen diese Reiterin steht. Was bewegt sie? Wo kannst du ihr ganz gezielt helfen? Was macht dein Angebot für sie zu einem MUSS?
Wenn du diese zwei Punkte noch nicht aufgearbeitet hast, solltest du unbedingt dort beginnen. Denn ohne solide Grundlage wirst du keine stimmige Website erstellen können.
Bilder, Farben und Schriften
Erst wenn du dir über die beiden oberen Punkte ganz klar bist, wirst du die passenden Fotos aussuchen und das Farbkonzept festlegen können.
Wir bleiben beim obigen Beispiel um dir die Fotos, Farben und Schriften etwas näher zu bringen.
Fotos – darauf kommt’s an
Du willst engagierte Freizeitreiterinnen ansprechen und wirst deshalb Fotos auswählen die:
- dich und dein Pferd im Grünen zeigen.
- dich beim Behandeln eines Pferdes im Freien auf einem Sandplatz oder einer Weide zeigen.
- dich beim Behandeln eines typischen Freizeitreiterponys zeigen.
Wichtig ist, dass die Fotos immer klar zeigen, dass du Freizeitpferde behandelst. Sauber, gepflegt, aber nicht gestylt. Dass die Umgebung ebenfalls auf Offen- oder Aktivstall hinweist und nicht Boxengassen oder ähnliches zeigt.
Farbenwahl
Bei den Farben solltest du auf Farben wir leuchtendes Rot oder Gelb verzichten. Suche Farben aus, die mit Gesundheit und Seriosität in Verbindung gebracht werden.
Grün und Blau bieten sich hier sicher an. Ideal ist, wenn du diese Farben schon in den Fotos einbringen kannst.
Such dir eine Hauptfarbe und eine sekundäre Farbe aus. Das ist ideal.
Die passende Schrift
Auch bei den Schriften solltest du dich auf zwei, maximal drei Schriften beschränken. Eine Schriftfamilie für die Überschriften, eine für den Fliesstext.
Auch hier würde ich für mein obiges Beispiel eine moderne, aber seriöse Schrift wählen. Sie sollte klar und gut lesbar sein.
Ein Satz, der zeigt was du für wen anbietest
Was jetzt noch fehlt ist ein Satz, in dem du genau zeigst für was du stehst und was du für wen anbietest. Der sogenannte Elevator Pitch.
Für diesen Satz wirst du, erfahrungsgemäss, viel Zeit brauchen. Ich weiss noch, wie ich um meinen Satz gerungen habe. Seither habe ich ihn schon einige Male angepasst.
Trotzdem lohnt sich die Zeit, denn der Satz wird für dich auch in Gesprächen sehr nützlich sein. Einfach überall wo du gefragt wirst, was du eigentlich machst.
Praxistipp
Du hast bereits eine Website und bist nicht ganz sicher, ob sich deine Wunschkunden auf Anhieb angesprochen fühlen?
Dann bitte doch einmal verschiedene Menschen aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis einen kurzen Blick darauf zu werfen. Danach sollen sie dir sagen was sie empfinden. Ideal ist es, wenn Wunschkunden von dir dabei sind.
Notier dir was sie sagen und überleg dir, ob du es für so relevant hältst, dass du deine Website anpassen willst.