Vor mittlerweile über 45 Jahren hat mir ein Onkel das Skifahren beigebracht. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal hingefallen bin und dann ein zweites und drittes Mal. Ich habe viel geübt und irgendwann konnte ich fahren. Zuerst noch mit Stemmbogen, dann immer besser. 

So wie es mir auf den Skis ergangen ist, ist es auch beim Texten. Du musst üben, damit du gute Texte schreibst.

Viele Tipps rund ums Texten bekommst du von der Texterin und Kommunikationstrainerin Susanne Lohs in diesem Gastartikel.

Ich weiß: Texten ist nicht jedermanns Sache. Viele tun sich richtig schwer damit, gute Texte zu schreiben. Dabei haben wir doch alle in der Schule Schreiben gelernt, also sollte es uns eigentlich ziemlich leicht von der Hand gehen, oder?

Jetzt mal ganz offen und ungeschminkt, wir sind hier ja schließlich unter uns: Selbst wir Profitexter sind nicht jeden Tag »im Flow« was das Schreiben betrifft. Manchmal ruckelt’s ganz stark und ich brauche mehrere Anläufe, um auch nur einen vernünftigen Satz in die Tastatur getippt zu bekommen.

Am Anfang meiner Texter-Laufbahn dachte ich, ich müsse nur darauf warten, dass mich die Muse küsst. Bloss: Die liess oft recht lange auf sich warten – länger, als es dem profitablen Unternehmertum zuträglich gewesen wäre.

Mittlerweile – nach zehn Jahren Selbstständigkeit als Texterin – klappt das recht gut mit dem Texteschreiben und mir. Damit dir das Texten künftig auch leichter fällt, teile ich jetzt 5 Tipps mit dir:

1. Mindset: Geh mit der richtigen Einstellung ans Texten ran

Manchmal stehen wir uns selbst im Weg und machen uns das Schreiben unnötig schwer. Gedanken wie »Schreiben liegt mir einfach nicht«, »Den Folder MUSS ich auch noch texten« oder »Website-Texte sind so aufwendig und kompliziert« sind nicht gerade förderlich, um das Schreiben von Texten als etwas Leichtes, Wertvolles anzusehen.

Einstellung »Ich darf« versus »Ich muss«

Wenn du zu jenen gehörst, die so denken, wird’s Zeit für einen Mindset-Shift: In Wahrheit ist es nämlich gar nicht das Texten selbst, das dir Bauchschmerzen und feuchte Hände bereitet, sondern deine Einstellung dazu.

Versuch doch, die Sache anders zu sehen: Weg von »Ich muss«, hin zu »Ich darf«. Mit den Texten, die du beispielsweise für deine Website schreibst, hilfst du deinen Kunden, auf dich aufmerksam zu werden. Nur wenn sie dich online finden, kannst du ihnen helfen.

Sorge für das passende Schreib-Setting

Eng mit deiner Einstellung verknüpft ist das Schreib-Setting, wie ich es nenne: Finde heraus, unter welchen Bedingungen du am besten schreiben kannst.

Ich brauche zum Beispiel absolute Ruhe, kann also nicht mal das Radio nebenbei aufdrehen. Außerdem muss mein Notebook am Schreibtisch stehen und ich auf meinem rückenschonenden Stuhl davor sitzen – lässig am Sofa oder im Bett rumzulümmeln und zu texten ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

Glaub mir: Hast du erstmal dein bevorzugtes Schreib-Setting gefunden, gehst du gleich ganz anders an die Sache ran.

Hör auf deine innere Stimme

Die Zeiten, als es unzählige Korrekturschleifen brauchte und einmal Geschriebenes für eeewig gültig war (weil gedruckt), sind vorbei. Natürlich solltest du immer sehr achtsam damit sein, was du schreibst.

Aber heute, im digitalen Zeitalter, gilt: Nichts ist in Stein gemeißelt. Du kannst jederzeit Änderungen an deinen Texten vornehmen, speziell bei Website-Texten oder Blogartikeln. Und auch Flyer oder andere analoge Medien werden nicht mehr so wie früher in riesiger Auflage gedruckt.

Im Klartext: Hör auf deine innere Stimme! Wenn du dich mit einem Text nicht mehr wohlfühlst, ändere ihn. Jederzeit.

Ich finde, das nimmt eine Menge Druck raus und lässt dich hoffentlich um einiges entspannter ans Texten rangehen.

2. Übung: Um gute Texte schreiben zu können, musst du üben, üben, üben

Du kennst bestimmt das alte, aber nach wie vor gültige Sprichwort »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen«. Das gilt auch, wenn du gute Texte schreiben willst.

Übung macht den Meister

Es gibt im Internet unzählige Übungen und Tipps, um das Schreiben von Texten zu trainieren (google einfach mal nach »Schreibtipps«). Wichtig ist, dass du es tust. Gehen, schwimmen, radfahren – all das haben wir auch nicht von heute auf morgen gelernt, sondern mussten immer wieder üben. Regelmäßig. Über einen längeren Zeitraum hinweg.

Mit dem Schreiben ist es ganz genauso.

Ich verrate dir zwei Übungen, die ich gerne mache:

  • Schau aus dem Fenster, beobachte und schreibe auf, was du siehst. Einfach niederschreiben, ohne zu werten. Das werden ganz banale Dinge sein wie beispielsweise »Eine große, schlanke Frau im dunkelblauen Regenmantel geht mit ihrem Langhaardackel Richtung Park. Im Park spielt ein Mann mit einem kleinen Jungen Fussball.« Und so weiter. Das ist nichts Aufregendes, hilft dir aber, ins Schreiben zu kommen und die Scheu davor zu verlieren.
  • Wenn du vom Einkaufen nach Hause kommst, schreibe auf, was du gesehen und erlebt hast. Tu dabei so, als würdest du deiner besten Freundin eine Nachricht schreiben. Bei dieser Übung darfst du also (im Gegensatz zur vorherigen) ruhig auch Emotionen und Bewertungen mit in deinen Text bringen. Das könnte zum Beispiel so klingen: »Himmel, war die Mitarbeiterin an der Supermarktkasse schlecht drauf! Die hat jede und jeden angemotzt, nichts konnte man ihr recht machen. Ich schätze mal, sie hat eine lange Nacht mit wenig Schlaf hinter sich – mir ist nämlich aufgefallen, dass ihre Bluse falsch zugeknöpft war, hihi.«

Lesen hilft beim Schreiben

Wer gute Texte schreiben können will, sollte viel und regelmäßig lesen.

Achte beim Lesen nicht nur auf den Informationsgehalt, sondern auch darauf, WIE die Texte geschrieben sind: Ist der Text rein informativ? Liest er sich eher trocken oder lustig? Ist er unterhaltsam? Aus der Ich-Perspektive geschrieben? Ist er leicht verständlich oder enthält er viele Fachbegriffe? Sind es vorwiegend kurze Sätze oder ist er gespickt mit Bandwurmsätzen? Weist der Text eine gute Struktur auf? Ist er sinnvoll und schlüssig aufgebaut? Kannst du den berühmten roten Faden erkennen?

Dieses Beobachten und Analysieren schult dein eigenes schreiberisches Können und liefert dir außerdem Inspiration und Ideen.

3. Planung: Teile sowohl den Text als auch das Texten in kleine Häppchen ein

Was sich während der Zusammenarbeit mit meinen Kunden immer wieder herausstellt: Sie fühlen sich mit ihren Textprojekten schlichtweg überfordert und zögern deshalb meist recht lange, bis sie sie überhaupt in Angriff nehmen.

Meiner Meinung nach kannst du diesem Überfordertsein vorbeugen, indem du planst – und zwar sowohl deine Texte als auch das Texten selbst. Das geht sozusagen Hand in Hand.

Megaprojekt Website als Mahlzeit

Nehmen wir an, du isst nur einmal am Tag und verleibst dir dabei eine Riesenportion deftigen Schweinebraten mit Knödel ein, womöglich erst spätabends. Diese Mahlzeit wird dir ziemlich sicher schwer im Magen liegen. Isst du hingegen mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt, kann dein Körper viel besser damit umgehen.

Texte für eine komplette Website zu schreiben ist eine ebenso große, schwer verdauliche »Portion«. Deshalb schieben viele solch ein Projekt lange vor sich her. Es erscheint einfach zu mächtig. Und das ist es ja auch.

Wenn du die mächtige »Portion« Website hingegen in kleine Häppchen zerlegst, verliert sie ihren Schrecken: Startseite, Angebotsseite(n), Über-mich-Seite, Kontaktseite usw.

Diese einzelnen Text-Bestandteile (aka »Häppchen«) teilst du jeweils wiederum in kleine Einheiten auf:

  • Heute machst du dir mal Gedanken und notierst erste Ideen, Inspirationen, mögliche Gliederungen und Einteilungen.
  • Morgen schreibst du beim »Braindump« einfach alles nieder, was in deinem Kopf herumschwirrt: Stichworte, Satzfragmente, Ideen für Zwischenüberschriften, Formulierungen, spezielle Ausdrücke, auf welche andere Seiten du eventuell verlinken möchtest usw.
  • Übermorgen versuchst du dich an Aufbau und Struktur beispielsweise deiner Startseite und versuchst deine Ideen aus den vorangegangenen Tagen zu gliedern.
  • Tags darauf überlegst du dir, welche Bilder deinen Texten noch mehr Wirkung geben könnten.
  • Am nächsten Tag machst du dich ans Ausformulieren des Textes und schreibst ihn runter. Dabei verschwendest du noch keine Energie auf perfekte Formulierungen, Rechtschreibung und Grammatik – das hemmt bloß deinen Schreibfluss und lenkt dich ab.
  • Kommende Woche geht’s ans Feintuning und Korrigieren des Textes.
  • Danach …

Du merkst schon, worauf ich hinauswill: Mach dir einen (Zeit)Plan und teile sowohl das Projekt selbst als auch das Texten an sich in kleine Portionen ein.

Du wirst sehen: Gut geplant ist halb getextet!

4. Umsetzen: Nicht lange nachdenken, sondern einfach zu schreiben beginnen

Ja, Texten ist ein Handwerk. Aber keine Raketenwissenschaft! Was ich damit sagen will: Auch wenn du denkst »Schreiben liegt mir nicht«, versichere ich dir: Doch, du kannst das!

Der Schlüssel liegt darin, die Sache nicht zu zerdenken und sämtliche Wenns und Abers zu zerpflücken, sondern einfach umzusetzen, ins Tun zu kommen. Nur dann entwickelst du nach und nach die fürs Texten nötige Routine.

Wenn du die ersten drei Tipps regelmäßig beherzigst – dein Mindset zurechtrückst, übst wie ein Weltmeister und sinnvoll planst –, wirst du früher oder später gute Texte schreiben. Also einfach machen, dann führt kein Weg daran vorbei.

Die genaue DNA guter Texte aufzuschlüsseln, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Ich möchte dir dennoch die aus meiner Sicht allerwichtigsten fünf »Do’s & Dont’s« mitgeben (darüber hinaus findest du auf meinem Blog jede Menge weitere Tipps und Anleitungen):

  1. Schreibe das Wichtigste zuerst. Das ist vor allem bei Webtexten essenziell, weil wir online mehr scannen und skimmen, als von Anfang bis Ende jedes Wort zu lesen.
  2. Mach es dem Leser leicht, deinen Text erfassen zu können. Das gelingt dir mit einer optisch lockeren Struktur, Zwischenüberschriften, kurzen Absätzen (= leicht verdauliche Häppchen, die kennst du ja schon von Tipp 3), Aufzählungspunkten, Fettungen und anderen Hervorhebungen sowie Bildern.
  3. Finde deine individuelle sprachliche Note, kombiniere sie aber unbedingt mit der Sprache deiner Kunden (Ausdrücke, Formulierungen, Redewendungen etc.) – sonst fühlen sie sich nicht angesprochen.
  4. Vermeide Fachbegriffe. Wenn du sie doch verwenden musst, erkläre sie zumindest, sodass auch Laien dem Inhalt folgen können.
  5. Binde deine Leser ein, indem du sie direkt ansprichst, statt in der eher unpersönlichen dritten Person (»man«) zu schreiben. Ich mache das in diesem Beitrag übrigens schon die ganze Zeit. 

5. Kontrolle: Text ruhen lassen und dann erst Korrektur lesen

Für mich ein ganz wichtiger Baustein guter Texte: Den Text ruhen lassen, am besten über Nacht. Damit gewinnst du den nötigen Abstand, um am nächsten Tag mit frischem Blick nochmal ranzugehen.

Ich kann dir aus meiner Praxis nur sagen: Ich habe einen Text noch niemals so abgegeben oder veröffentlicht, wie ich ihn im ersten Rutsch geschrieben habe.

Es gibt nach der »Ruhezeit« immer etwas (mal mehr, mal weniger), das ich noch verändere, streiche, ersetze. Manchmal werfe ich ganze Teile über den Haufen, weil mir über Nacht was viel Besseres eingefallen ist. Manchmal sind’s nur kleine Schräubchen, an denen ich drehe: Formulierungen, einzelne Worte, die ich unpassend finde, oder Absätze, die ich tausche, weil sie in der neuen Reihenfolge viel mehr Sinn ergeben.

Dieses Feintuning gelingt mir aber nur dann wirklich gut, wenn ich die erforderliche Distanz zu meinem Textstück habe – sowohl zeitlich als auch gedanklich. Soll heißen: Bis ich mich ans Feintunen eines Textes mache, lasse ich nicht nur entsprechend Zeit verstreichen, sondern beschäftige mich in der Zwischenzeit auch mit was ganz anderem als Texten.

Über sich selbst zu schreiben ist besonders herausfordernd

Womit die allermeisten meiner Kunden die größten Schwierigkeiten haben, ist, über sich selbst zu schreiben, wie es auf der Über-mich-Seite der Website nötig ist.

Ich muss gestehen: Auch für mich als Texterin ist es eine besondere Herausforderung, über mich selbst zu schreiben. Bis meine Über-mich-Seite endlich fertig war, hat es mehrere Wochen, viel Reflektieren und unzählige Pausen gebraucht (vor allem gedankliche).

Was mir dafür umso besser gelingt: Aus anderen ihre individuelle Essenz herauskitzeln und ihnen so dabei zu helfen, eine Über-mich-Seite zu schreiben, mit der sie genau die Kunden anziehen, die wirklich zu ihnen passen.

Wenn du vor derselben Herausforderung stehst und deine Über-mich-Seite endlich auf solide Beine stellen möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem Workshop am 2.12.2021 ein. Details zum Workshop und die Möglichkeit, dich anzumelden, findest du hier. Ich freu mich, wenn ich dich am 2.12. sehe!

Wenn du bis dahin schon mal selbst an deiner Über-mich-Seite arbeiten möchtest, kannst du dir gerne meine Vorlage für deinen Über-mich-Text downloaden.

Über Susanne Lohs, Texterin aus Wien

»Ich bin zertifizierte PR-Beraterin, ausgebildete Kommunikationsmanagerin und seit 2011 mit CommuniCare als selbstständige Texterin unterwegs. In den letzten Jahren habe ich mich aufs Schreiben suchmaschinenoptimierter Website-Texte und Blogartikel vor allem für Gesundheitsexperten spezialisiert. Damit helfe ich ihnen, online von ihren Wunschkunden gefunden zu werden und sich als Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet zu etablieren.

Früher habe ich zusätzlich als freie Autorin für verschiedene Magazine gearbeitet und dabei im Laufe der Jahre mehr als 150 Menschen interviewt und porträtiert. Daraus ist meine Leidenschaft für Über-mich-Seiten entstanden: Ich bin nämlich zutiefst überzeugt davon, dass in jedem eine spannende, erzählenswerte Geschichte schlummert – und genau diese Essenz kitzle ich aus meinen Kunden heraus, indem ich sie mit den Fragen löchere, die sie sich aus lauter Betriebsblindheit gar nicht mehr stellen.«

Porträtfoto von Susanne Lohs: Jürgen Hofer

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